10 Jahre Ausbildung bei Sulzer – Von der Notlösung zum Erfolgsgaranten
10 Jahre Ausbildung bei Sulzer – Von der Notlösung zum Erfolgsgaranten
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10 Jahre Ausbildung bei Sulzer – Von der Notlösung zum Erfolgsgaranten

Seit zehn Jahren bilden wir bei Sulzer junge Talente aus. Hagen Roth war als unser erster Ausbilder dabei. Der Lead Developer blickt zurück auf die Anfänge der Ausbildung und erzählt uns, warum aus einer Notlösung eine Erfolgsstory wurde.

Hallo Hagen, du bist der erste Ausbilder bei der Sulzer GmbH gewesen. Erzähl uns doch etwas von den Anfängen. Warum hattet ihr angefangen, auszubilden?

Vor zehn Jahren hatte Sulzer ziemliche Probleme, Fachkräfte im SAP-Umfeld zu finden und bei mir ist es so, dass ich nicht nur Diplom-Informatiker bin, sondern auch ausgebildeter Fachinformatiker und selbst vor über 20 Jahren die Ausbildung gemacht habe. Das wusste unser damaliger Geschäftsführer Albert Euba und kam deswegen auf mich zu und hat mich gefragt, ob meiner Meinung nach die Möglichkeit bestehe, diese fehlenden SAP-Fachkräfte über die Ausbildung selbst heranzuziehen und auszubilden. Das habe ich für eine sehr gute Idee gehalten und bin so in das Ganze reingekommen. Ich habe dann bei der IHK den Ausbilderschein gemacht und angefangen die Ausbildung aufzubauen und mit der IHK auch abzustimmen.

Wir haben dann die ersten Bewerbungsgespräche geführt und dann auch die ersten Auszubildenden eingestellt.

 

Warum hast du dich für die Rolle Ausbilder entschieden?

Als ich 2006 bei Sulzer angefangen habe, war Ausbildung noch kein Thema. Das kam tatsächlich erst später. Da ich selbst den Weg über eine Ausbildung gemacht habe, habe ich gesehen, wie eine Ausbildung laufen soll und eben auch, wie sie nicht laufen soll. Ich hatte in meiner Zeit damals auffällig viel Licht und Schatten, wobei manchmal das Licht nicht in der Lage war, den Schatten zu überlagern. Ich habe mir dann gesagt naja okay dann schaue ich halt, dass ich meine Erfahrungen mit einbringe und manche Dinge ein bisschen anders angehe, als ich es damals erlebt habe.

 

Was war der erste Ausbildungsberuf bei Sulzer?

Der erste Ausbildungsberuf war der /die Fachinformatiker/-in Fachrichtung Anwendungsentwicklung und später ist der /die Fachinformatiker/-in Fachrichtung Systemintegration dazugekommen. Nach und nach haben die anderen Standorte dann ebenfalls angefangen, auszubilden. Inzwischen sind auch noch weitere Ausbildungen wie die für Büromanagement dazu gekommen.

 

Was waren deine größten Herausforderungen als Ausbilder?

Die Herausforderung war am Anfang, dass wir im Unternehmen wenig Erfahrung mit dem Thema Ausbildung hatten. Man musste den Kolleginnen und Kollegen erst einmal aufzeigen, was eine Ausbildung eigentlich bedeutet. Was heißt das, wenn ich Auszubildende im Projekt aufnehme, zum Beispiel im Vergleich zur Möglichkeit, Studienpraktikanten und -praktikantinnen aufzunehmen. Man kann eben nicht erwarten, dass man mit einem Auszubildenden bzw. einer Auszubildenden im Projekt jemanden von der Qualität eines Studienpraktikanten bzw. einer Studienpraktikantin dasitzen hat. Bei Studierenden kann man ein bestimmtes Verständnis und Wissen voraussetzen. Das geht bei Azubis nicht, denn die fangen ja prinzipiell bei null an. Deswegen heißt es ja auch Ausbildung.

Es ist zwar gut, wenn jemand schon erste Vorkenntnisse hat, aber man muss zuvor noch nicht Programmieren können. Bei vielen war die Tatsache, dass ein Azubi länger braucht, um bei einem Projekt fest mitzuwirken, ein Lerneffekt.

 

Hattest du manchmal die Rolle des Vermittlers zwischen Festangestellten und Azubis?

Was heißt vermittelt, ich meine, ich habe in manchen Situationen einfach versucht, den Projektleitenden deutlich zu machen, was eine Ausbildung bedeutet. Was kommt da auf sie zu, was können sie erwarten und was dürfen sie nicht erwarten. Auf Azubiseite war der Vorteil, dass dort nicht mit so vielen Erwartungen gerechnet wurde. Die meisten Auszubildenen wollen einfach nur das Programmieren lernen.

 

Hattest du sonst noch andere Herausforderungen?

Die größte Herausforderung war, deutlich zu machen, was bringt mir ein Auszubildener bzw. eine Auszubildende in einem Projekt. Im Zweifel habe ich darauf geantwortet, dass du ihm oder ihr genau das beibringst, was Du im Projekt benötigst und dass Auszubildene eine Investition für die Zukunft bedeuten. Am Ende hat man Kolleginnen und Kollegen, die genau die Kenntnisse besitzen, die für das Projekt erforderlich sind.

 

Hat sich die Ausbildung bei Sulzer in den 10 Jahren verändert und wenn ja, wie?

In den vergangenen Jahren ist das Thema größer geworden. Wir hatten am Anfang nur den Fachinformatiker/-in für Anwendungsentwicklung. Dann folgte der Fachinformatiker/-in Systemintegration und mittlerweile gibt es auch noch Kaufmann / Kauffrau für Büromanagement als Ausbildungsberuf bei Sulzer.

Später sind die ganzen Niederlassungen dazugekommen, also Ingolstadt, Magdeburg Stuttgart, da wird ja überall mittlerweile auch ausgebildet Es ist auch weitaus strukturierter, im Vergleich zu dem, wie ich damals angefangen habe. Ich habe damals alle Schulungen selbst durchgeführt. Man musste erstmal ein Gespür dafür bekommen, was funktioniert und was funktioniert nicht.

Man kann viel konzipieren, aber ob das funktioniert, das kann man noch nicht sagen, das weiß man erst, wenn das ganze Mal eine Zeit lang gelaufen ist und man einfach ein Gespür dafür hat, wie die Reaktion ist. Und so hat sich das Ganze nach und nach aufgebaut und ist mittlerweile zu einer großen etablierten Institution geworden.

 

Was war und sind die schönsten/schrägsten/oder auch ärgerlichsten Momente für dich als Ausbilder?

Die schönsten Momente sind, wenn die Azubis ihre Abschlussprüfung bestehen und ich meine Schäfchen in die Eigenständigkeit entlassen kann.

Schräg oder ärgerliche Momente kann ich jetzt eigentlich gar nicht nennen. Man muss als Ausbilder einfach auf alles gefasst sein. Zum Beispiel, dass ein 16-jähriger Azubi einen fragt, ob die Firma ein Problem mit einem Tattoo hätte. Ich habe dann geantwortet, dass die Firma nichts dagegen hat, aber wenn du einen väterlichen Rat willst, dann mach dir nur Tattoos an Stellen, die du mit einem Kleidungsstück verdecken kannst.

Im Prinzip ist es wie im Projekt. Es kann mal ein bisschen rauer sein, aber wenn das Projekt am Ende abgeschlossen ist, dann freut man sich. Man freut sich dann natürlich auch immer, wenn die Azubis bei Sulzer bleiben.

 

Was sind die Punkte, die eine Ausbildung bei Sulzer empfehlenswert machen?

Das Menschliche ist das, was uns auszeichnet. Man kann bei uns irgendwie immer alles regeln und ansprechen. Das sagen wir unseren Azubis auch immer, weil es nichts Schlimmeres gibt, als wenn drei Jahre irgendwas schiefläuft und man eigentlich etwas daran hätte ändern können. Diese Menschlichkeit versuchen wir in der Ausbildung auch weiterzugeben.

 

Was wünscht du dir für die Ausbildung bei Sulzer in der Zukunft?

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Entwicklung so weiter geht, dass wir weiterhin unsere Auszubildenden bei den Projekten so gut begleiten können und ebenso weiter so gute Kandidaten und Kandidatinnen bekommen wie in der Vergangenheit. Denn mittlerweile haben wir bereits mehrfach die Jahrgangsbesten in einzelnen IHK-Bezirken gestellt. Da können wir richtig stolz drauf sein.

 

Was ist das Wichtigste, was du den Azubis mitgibst oder mitgeben möchtest?

Das ist eine schwierige Frage. Durch Corona und allem was dazukam, hatten wir natürlich ziemliche Herausforderungen in der Ausbildung. Auch die Azubis waren lange Zeit im Homeoffice und wir mussten dann irgendwie von Ausbilderseite eine Ausbildung hinstellen, die trotzdem funktioniert und Sinn ergibt.

Schwierig war ja vor allem, dass man sich persönlich nicht sehen konnte. Das war sicherlich auch für den oder die einen Auszubildenden nicht einfach. Wir haben aber die Rückmeldung bekommen, dass wir es wohl gut gemacht haben. Die Zeit hat aber sicherlich Auswirkungen auf die Azubis gehabt. Wir haben den Azubis im Homeoffice gesagt, dass sie sich oft mit den anderen abstimmen sollen oder sie in der Mittagspause gemeinsam remote Pizza essen sollen, um den Kontakt aufrecht zu erhalten.

 

Was ist das Wichtigste, was du den Azubis mitgibst oder mitgeben möchtest?

Das Wichtigste ist, dass sie immer am Ball bleiben und nicht nach der Ausbildung sagen, okay jetzt habe ich meine Ausbildung, jetzt bin ich fertig. Man muss sich immer weiter entwickeln und kontinuierlich lernen. Gerade in der Software-Entwicklung ist es wichtig, zu wissen, was es für neue Technologien gibt, was gibt es Neues auf dem Markt und wo kann man sich weiterentwickeln.

Im IT-Umfeld ist es das Schlimmste, wenn man stehen bleibt. Auch wenn man in einem festen Projekt ist, sollte man sich trotzdem umschauen, was es Neues gibt. Jedes Projekt ist irgendwann zu Ende und wenn man dann in einem neuen Projekt einsteigt, muss man in der Lage sein, sich schnell einzuarbeiten. Das Lernen hört nie auf.

 

Wenn jemand unschlüssig ist, welche Ausbildung die richtige ist, was würdest du raten?

Ich würde empfehlen, dass man auf Ausbildungsmessen geht. Auf diesen Messen kann man auf die Firmen zugehen und sich über verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten informieren und auch Fragen stellen. Zum Beispiel kann man fragen, welche Ausbildungsberufe die jeweiligen Firmen anbieten oder wie der Arbeitsalltag ausschaut.

Und der zweite wichtige Baustein ist meiner Meinung nach,  einfach ein Praktikum zu machen und einfach mal eine Zeit lang reinzuschnuppern. Hilfreich ist so ein Praktikum, wenn es mindestens zwei Wochen dauert. Alles darunter ist einfach zu wenig.

Ich habe es oft erlebt, dass die Bewerberinnen und Bewerber eine Woche hier waren und dann nach einer Woche endlich soweit gewesen wären, dass sie tatsächlich etwas verstanden hatten und auch hätten anfangen können, mitzuarbeiten. Nur war das Praktikum dann schon vorbei.

Man sollte außerdem schauen, was einem Spaß macht, denn es gibt zwei schlimme Dinge, die man vermeiden sollte. Das Erste ist, eine Ausbildung abzubrechen, man sollte schon schauen, dass man die Ausbildung die man angefangen hat, auch abschließt.

Und noch viel schlimmer ist, dass man die Ausbildung abschließt und dann 40/50 Jahre in einem Beruf arbeitet, der keinen Spaß macht. Deswegen sollte man durch Praktika, Gespräche und Informationen herausfinden, ob der Beruf etwas für einen wäre.

 

Hast du nur irgendwelche Fragen oder Sachen die du gern zum Thema 10 Jahre Ausbildung loswerden möchtest?

Zum Abschluss möchte ich sagen, dass ich wirklich stolz darauf bin, wie sich das alles entwickelt hat. Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, was daraus geworden ist und wie sich die Ausbildung mittlerweile für Sulzer zu einem Erfolgskonzept entwickelt hat. Ich bin gespannt was in den nächsten Jahren noch so passiert, in welche Richtung es sich sowohl auf der Seite der Bewerber und Bewerberinnen als auch bei uns entwickeln wird.

 

Vielen Dank für das Gespräch

 

Hagen Roth

Hagen war der erste Ausbilder bei der Sulzer GmbH. Das Thema Ausbildung hat er bei uns maßgeblich mit aufgebaut und gestaltet.

Hagen Roth, Ausbilder
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