Anpassung der Mobilität an neue Bedürfnisse
Im Mobilitätssektor wurden in den vergangenen Jahren eine Vielzahl neuer Mobilitätslösungen und -services gelauncht. Diese basieren primär auf Plattformen und vereinen die verschiedenen Megatrends des 21. Jahrhunderts. Diese digitalen Lösungen stellen eine bedeutende Säule der Mobilitätswende dar. Aufgrund der aktuellen Situation hat die Nachfrage nach Mobilität grundsätzlich abgenommen und die Menschen sind derzeit weniger mobil. Hinzu kommt noch die Einhaltung des Mindestabstands, was beispielsweise in einem Shared-Car nicht möglich ist, und auch die Angst vor Ansteckung reduziert die Nachfrage. Dies führt dazu, dass die Mobilitätsdienste und -plattformen kurzerhand umfunktioniert werden, der Kunde wieder auf das private Auto umsteigt, der öffentliche Nah- und auch Fernverkehr gemieden wird und das Fahrrad eine echte Alternative darstellt. Durch die derzeitige Krise steht eine ganze Branche vor neuen Herausforderungen: Wie kann mein Produkt, meine Dienstleistung an die neuen Rahmenbedingungen angepasst werden? Welche Bedürfnisse in Bezug auf Mobilität gibt es? Wie kann ich mein Geschäft am Laufen halten? Und dies ist nur eine kleine Auswahl an Fragen, die sich Unternehmer gegenwärtig stellen.
Voranschreiten der digitalen Transformation
Die Mobilitätswende gerät derzeit ein wenig ins Stocken, wohingegen die digitale Transformation in einer unglaublichen Dynamik voranschreitet. Digitale Plattformen bieten einen hohen Grad an Flexibilität, was sich auch im Bereich der neuen Mobilitätslösungen bemerkbar macht. Betrachtet man diese, so wird ersichtlich, dass schnell auf die neuen Bedürfnisse durch die Krise reagiert wird. Diese sind vor allem von grundlegender Bedeutung und weichen von den sonst existierenden Gründen, mobil zu sein, ab. Es geht derzeit darum, die medizinische Versorgung sicherzustellen, internationale Rückholaktionen einzusteuern, die Lieferketten im Lebensmittelbereich einzuhalten und Logistikflächen zur Distribution zur Verfügung zu stellen. Die Innovationskraft und Dynamik der Anpassung in der Krise ist herausragend.
Mobilitätsplattformen haben schnell darauf reagiert und neue Services bereitgestellt, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen. Das Nutzenversprechen sowie die Zielgruppe wurden kurzerhand verändert. Das Beispiel von Hamburg wird im Newsartikel „Auswirkung der Corona-Krise auf Mobilität“ detailliert beschrieben. Neben Freifahrten und Vergünstigungen sowie einen Nachtservice für systemrelevante Berufe, wurde in Frankreich die Plattform des Flugsharing-Startups Wingly umfunktioniert. Die Plattform transportiert neben medizinischem Personal auch die entsprechenden Gerätschaften, sodass eine gute medizinische Versorgung im ganzen Land gewährleistet werden kann. Das Münchner Unternehmen Flixbus hat im Auftrag der Regierungen und Botschaften, die Menschen im Ausland zurückgebracht, die Plattform BlaBla Car hat eine neue Plattform zum Thema „Nachbarschaftshilfe“ entwickelt und Sharing-Anbieter wie beispielsweise der e-Scooter Sharinganbieter emmy bieten die Fahrzeuge für Lieferdienste zu einem vergünstigten Preis an, um die erhöhte Nachfrage bedienen zu können. Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie dynamisch auch in der Krise gehandelt wird.
Branchenübergreifende Kooperation und digitale Geschäftsmodelle im Vormarsch
Zudem wird ersichtlich, dass Mobilitätswende und die Digitalisierung Hand in Hand gehen und in der momentanen Situation gerade digitale Geschäftsmodelle einige Vorteile aufzeigen. Was ebenfalls auffällt, ist die Zusammenarbeit verschiedener Branchen. Und gerade diese neuen Kooperationen und branchenübergreifende Innovationen könnten für den Erfolg der Mobilitätswende ausschlaggebend sein.
Eine Plattform, die den öffentlichen Nahverkehr sowie die neuen Mobilitätsdienste einbezieht, die Echtzeit-Informationen über den Verkehr aufzeigt und ein einheitliches Ticketing sowie Payment abbildet, wird von Experten oftmals als State of the Art Lösung im Zuge der Transformation kommuniziert. Diese Mobility-as-a-Service Lösung bedeutet jedoch Kooperationen, die über die Mobilitätsbranche hinausgehen, sowie das Teilen von Know-how und der Austausch von Daten. Vielleicht hat diese Krise für die Mobilitätswende etwas Gutes: branchenübergreifender Wissenstransfer sowie die Entstehung neuer Kooperation (Automobilindustrie, Operator neuer Mobilitätslösungen, der ÖPNV aber auch Telekommunikationsunternehmen), um ein effizientes, integriertes und nachhaltiges Mobilitätssystem aufzubauen. Die Basis hierfür stellt eine digitale Plattform und mündet in ein vollumfängliches digitales Geschäftsmodell, das auf verschiedene Entwicklungen, Trends und innovative Lösungen individuell und mit einer enormen Dynamik angepasst werden kann. Es zeigt, dass die individuelle Mobilität auf der einen Seite fast zum Stillstand kam und auf der anderen Seite eine digitale Beschleunigung der Geschäftsmodelle stattfindet.
Durch den Zusammenschluss verschiedener Lösungen könnte sich auch die Customer Experience, welche für eine nachhaltige Veränderung des Mobilitätsverhaltens von großer Bedeutung ist, verbessert werden. Dies wiederum könnte zu einer langfristigen Kundenbindung führen. Bereits heute hat sich die Interaktion zwischen Produkt/Marke und dem Kunden verändert und die Grenzen zwischen on- und offline verschwinden zunehmend. Die Krise könnte neben den ganzen Negativschlagzeilen gerade für die Mobilitätsindustrie und die Transformation gewinnbringend sein und in ein ganzheitliches, integriertes Mobilitätserlebnis münden.
Wandel in traditionellen Märkten
Betrachtet man zudem noch den traditionellen Markt so werden auch hier Innovationen vorangetrieben und dynamisch umgesetzt. Fahrzeugbesichtigungen finden virtuell statt, über Video kann eine Ferndiagnose durchgeführt werden und auch die Fahrzeugbewertung kann online stattfinden. Für den Handel werden hier neue Kanäle genutzt und somit auch zusätzliche Kundengruppen angesprochen. Neben der Vielzahl an Chancen bedarf es ein ganzheitliches Verständnis von digitalen Lösungen bzw. Geschäftsmodellen. Die Krise ist somit auch als Chance zu verstehen, um Innovationen und Ideen voranzutreiben. Diese begünstigen neue Kooperationen, verknüpfen on- und offline basierende Geschäftsmodelle und münden in ein ganzheitliches Ökosystem, das die Mobilitätswende weiter beschleunigt.
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